Das Orchester

Das Orchester

von Jean Anouilh

Deutsch von Franz Geiger

 

 

Das Orchester: Seit '99 arbeiteten Antje Uhle und Jule Ronstedt an einer Idee zu dem Einakter 'Das Orchester' von Jean Anouilh. Damit wollten sie zum einen die gemeinsamen Arbeiten fortsetzen. Zum anderen wollten sie sich an eine größere musikalische, bzw. schauspielerische Besetzung wagen.

 

In dem Einakter 'Das Orchester' führt Jean Anouilh in einem schäbigen Milieu sechs Musikerinnen und den Pianisten auf einer Bühne vor, die Spiegelbild alltäglichen Lebens sind: gefangen in Konventionen und Entscheidungslosigkeit, verschlungen in ihren Schicksalen, mit Illusionen im Herzen und Verbitterung im Bauch. Es entsteht eine Insel-Situation - die Musizierenden auf ihrem Podium - die kein Entkommen zulässt. Die Auseinandersetzungen müssen stattfinden, die Streiterein, Eifersüchtelein und Tratscherein sind vorprogrammiert. Nach außen allerdings muss die Fassade gewahrt werden, muss das Orchester musizieren und müssen die Damen ihren Charme versprühen - deswegen wurden sie engagiert.

 

So entstehen groteske und komische Momente, aber auch anrührende, tragische Geschichten kommen aufs Tableau und immer wieder tun sich Abgründe auf, die letztlich zu einem tragischen Ende - dem Tod von Susanne - führen.

 

Die Figuren: Da gibt es Madame Hortense, die kokettierende, rüstige Leiterin des Ensembles, die vor allem Susanne - Cello - , die Geliebte des Pianisten, auf dem Kicker hat. Pamela und Patricia - die Bratschen - liegen sich permanent in den Haaren, die eine lebt noch bei ihrer Mutter und kriegt keinen Mann ab, die andere hat einen nach dem anderen und deshalb ihr Kind im Stich gelassen. Und dann ist da noch die geduldige Leona - Klarinette - die sich die grauenhaften Beziehungsgeschichten ihrer Kollegin Ermeline stundenlang anhört. Hahn im Korb ist der Klavierspieler, eine traurige Gestalt, von den Frauen überfordert, inklusive seiner kranken Ehefrau, die zu Hause auf ihn wartet. Am Ende des Stückes tritt noch Monsieur Lebonze auf, der das Orchester zu seinem Bedauern engagiert hat und durch dessen Anwesenheit sich die Damen immer wieder zur Disziplin ermahnt sehen.

 

Das Konzept: Diese von Anouilh genau beobachteten Situationen lassen viel Platz für Musik! In der Originalfassung spielen die Damen diverse 'schwungvolle Stücke'. Diese Stellen hat Jule Ronstedt durch Chansons und Lieder der selben Zeit (30er Jahre) ersetzt, bzw. erweitert, und durch diese Lieder die jeweiligen Figuren ihre Träume, Ängste, Sehnsüchte etc. formulieren lassen. In ihren Liedern sind die Figuren einen Moment für sich und öffnen sich durch die Musik und dem Text dem Publikum, bevor sie zurückfallen in die Orchesterrealität und es weitergeht im gegenseitigen Verletzen, Sprüche klopfen und Kochrezepte austauschen. Die Lieder sind eine Art 'Outing' des wahren Zustands der jeweiligen Figur und stehen im krassen Gegensatz zur leidigen Unterhaltungspflicht der Musiker.


Regie Jule Ronstedt Musik. Leitung Antje Uhle Bühne Bühne Moritz Köster Kostüme Andrea Fisser Licht Urs Schönebaum

 

Mit Ulrike Arnold, Jessica Higgins, Bigna Keller, Klaus Kohler, Ditte Schupp, Eli Wasserscheid, Billi Zöckler


Premiere 05.12.2002

Dernière 19.02.2003


"Sie sind zu sechst. (...) Und sie sind toll. (...) Jule Ronstedt machte daraus eine Revue der Liebe, Sehnsucht, Macht. Mit sieben höchst musikalischen Akteuren. (...) Das hat Charme und sieht gut aus - auch wegen des dramaturgisch herausragenden Lichts von Urs Schönebaum." (Süddeutsche Zeitung)

 

"Schräge Unterhaltung mit melodramatischen Obertönen. Sie sitzen in rosa Glitzerkleidern zwischen Blümchen auf dem Rasenpodium. Jede ein fabelhaft gespieltes Original. (...) Ronstedt vertont die groteske Revue von sieben Leben ironisch mit alten Schlagern zwischen Kitsch und Komik." (Abenzeitung)

 

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