In der Einsamkeit der Baumwollfelder

In der Einsamkeit der Baumwollfelder

von Bernhard Maria Koltès

Deutsch von Simon Werle

 

 

Zwei Menschen. Ein Ort. Ein Zeitpunkt.

Sie treffen sich und schaffen es nicht zusammenzukommen.

 

Schwarz und weiß. Wunsch und Erfüllung.

Sie gehören zueinander, sind ein Ganzes. Sie spüren das, aber sie können es nicht Wirklichkeit werden lassen. Deshalb müssen ihre fremdartigen Wirklichkeiten als Begründung herhalten. Aber die sind schwach, wertlos, ertragen nicht die Sehnsucht nach der als einzig sinnvoll und unausweichlich erkennbar werdenden Vereinigung.

 

Bedingungslose Gleichzeitigkeit beider Hälften. Das wäre das Glück, die wortlose Vollendung. Keinerlei Bedingungen, vorausgehende Fragen und Erklärungen, anschließende Kommentare. Aber die Chance wurde im ersten Moment bereits verpasst. Es gibt nur das Nacheinander: "Wollen Sie...?" - "Ja." Schon zu spät.

 

Und nun die Worte. Endlos. "Ich bin so. Ich bin so, weil... Du bist so. Du bist anders. Darum..." Durchaus nicht fortwährend so simpel. Anschwellende Komplexität der gegenseitigen Analysen und Spekulationen, Folgerungen usw. Und Vergleiche! Die banalen Alltäglichkeiten werden herangezogen, um sich und den anderen zu durchleuchten. Das gelingt nicht. Statt dessen beginnen die Bilder ihrerseits zu leuchten und transparent zu werden. Der Baum im Wind, die Kuh auf der Wiese, die Hure im Kaufhaus. Dünne, bunte Oberflächen mystischer, archaischer Zustände. Das uralte, wilde Leben unter dem Blabla, das Leben genannt wird, dem Ersatzleben, wird hervorzitiert, herbeibeigeredet. Die Sehnsucht nach dem wilden Umgang miteinander tritt zutage in den quälenden Worten der zwei Männer, die Koltes "Der Dealer" und "Der Kunde" nennt.

 

"Ich teile diese Sehnsucht, so wie ich Koltès in diesem Stück verstehe. Der Wunsch, die "Baumwollfelder" zu inszenieren, deckt sich mit dem Wunsch, die im Text indirekt gestaltete Lebens- und Umgangsform zur eigenen zu machen, vielleicht probeweise, vielleicht endgültig." (Dominik Wilgenbus)


Regie Dominik Wilgenbus Kostüme Andrea Fisser Licht Tobias Zohner Choreographie Margherita Scaturati Musik Bülent Kullukcu

 

Mit Thomas Meinhardt, Ottokar Lehrner


Premiere 22.10.1998

Dernière 29.11.1998


"Der Druck geht nach innen, manchmal Explosionen. Die Schauspieler vermitteln: Das Kampfspiel ist ihr Lust- und auch ein Todesspiel. Kein Sieger - die Pantomime am Schluss gerinnt zu einer schönen Flugfiguration." (Abendzeitung)

 

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