Caligula

Caligula

von Albert Camus

Deutsch von Uli Aumüller

 

 

Nach dem Tod seiner Schwester Drusilla, mit der er seine exzessive Sexualität hemmungslos ausgelebt hatte, verschwindet der römische Kaiser Caligula für drei Tage von der Bildfläche. Ganz Rom ist voller Sorge, denn Caligula war bis dahin ein umgänglicher, weil naiver Kaiser. Konfrontiert mit der Endlichkeit unserer Existenz kehrt Caligula wie verwandelt nach Rom zurück. Nun beginnt er eine Schreckensherrschaft zu installieren, die einer grausamen Logik folgt.

Caligulas Freiheit beruht nur auf seiner eigenen Macht. Jeder, der Caligula nicht daran hindert, seine grausame Freiheit zu leben, macht sich mit schuldig. Folglich sind alle Untertanen schuldig und müssen bestraft werden.

Caligulas Argumentationsketten sind simpel, präzise und von einer tödlichen Logik. Seine Argumente sind die gleichen, die auch geeignet wären, um den religiösen Fundamentalismus zu rechtfertigen.

Man findet heute in allen Bereichen Politikverdrossenheit, eine Gewöhnung an das Mittelmaß oder an mittelmäßige Kompromisse. Die Sehnsucht nach Konsequenz, nach Radikalität, aber auch nach erkennbaren Utopien und Visionen wird immer lauter, führt jedoch oft nicht weiter als zu intellektuellen Gedankenspielen ohne sichtbare Auswirkungen.

 

An dieser Stelle setzt das Stück an: Die Sehnsucht wird real - mit allen Konsequenzen: Ein Mensch mit schier unendlicher Macht zwingt seine Umwelt, in Extremen zu leben und zu fühlen. Er entlarvt leere Worthülsen und Versprechungen, hält seiner Umwelt einen gnadenlosen Spiegel vor.

Nur ihm selbst wird - aus Angst - dieser Spiegel nicht vorgehalten und so kann er die Absurdität seines Wertesystems nicht erkennen. Er entwickelt sich -  in der Hoffnung, an eine Grenze zu stoßen - immer mehr zum grausamen Despoten - wie ein unerzogenes Kind, nur mit tödlicher Konsequenz.

 

„Jawohl, ihr wisst. Aber wie alle, die keine Seele haben, könnt ihr die nicht ertragen, die zuviel haben. Zu viel Seele! Das ist lästig, nicht wahr? Darum nennt man es Krankheit, dann fühlen sich die Pedanten bestätigt und sind zufrieden. Hast du je lieben können, Cherea?“ (Caesonia über Caligula)


Regie Jochen Schölch Bühne Quint Buchholz Kostüm Christl Wein Licht Tobias Zohner

 

Mit Wilhelm Beck, Martin Dudeck, Lilly Forgách, Felix Kuhn, Bernhard Letizky, Susanne von Medvey, Thomas Meinhardt, Philipp Moschitz, Judith Toth


Premiere 16.01.2007

Dernière 26.05.2007


„Die grandioseste Leistung vollbrachte vielleicht die Darstellerin einer Nebenrolle. Judith Toth spielte die Frau des Mucius. Sie war vom Kaiser auserkoren, die perversesten seiner Gelüste zu befriedigen. In Judith Toths stummem Antlitz spiegelte sich der wahre Horror. (…) Wieder einmal ist dem Metropoltheater eine streitbare Arbeit gelungen, die zurecht Zuschauer anziehen wird." (theaterkritiken.com)

 

"Philipp Moschitz in der Titelrolle. Zart, fast lieblich anzusehen, spielt er die Macht aus wie ein trotziges Kind, schafft es, bis zum Schluss das Heft in der Hand zu behalten.  (…) Wie immer eine Figur mit Feinschliff: Thomas Meinhardt als zynischer Caligula-Parteigänger Helicon. Bernhard Letizky gibt überlegt und ruhig den Büchermenschen Cherea, Wilhelm Beck wieder einmal eine sympathische Opfer-Figur." (tz)

 

"Philipp Moschitz überzeugt differenziert und kraftvoll als verwöhntes Söhnchen Caligula (…) Schölch inszeniert stimmig und stringent." (Abendzeitung)

 

"Dieses Lebensgefühl des pubertären Kaisers, seine Selbstverliebtheit, das Sich-Aufspielen zur Gottheit, Caligulas Hass auf die Kriecher, Schleimer und Angsthasen um ihn herum - das alles macht das Stück zu einem in seiner Dialektik interessanten szenischen Disput, den Regisseur Schölch in teilweise betörende Bilder und Handlungen umgesetzt hat. Quint Buchholz schuf dafür einen fantastischen hellen, weiten Raum." (Münchner Merkur)

 

Bildergalerie