Der goldene Drache

Der goldene Drache

von Roland Schimmelpfennig

 

 

Was passiert eigentlich jeden Tag um uns herum? Wie gut kennen wir unsere Nachbarn? Leben wir unser Leben wirklich unabhängig voneinander? Oder kann es sein, dass wir viel enger miteinander verbunden sind als gedacht?

 

Ein Abend in einem mehrstöckigen Gebäude, irgendwo in Europa: Ein junger Chinese leidet in der Küche des Thai-China-Vietnam-Schnellrestaurants „Der goldene Drache” an heftigen Zahnschmerzen. Eine Aufenthaltsgenehmigung hat er nicht, und auch seine verschollene Schwester hat er noch nicht gefunden. Auf dem Balkon über dem „Goldenen Drachen“ möchte ein alter Mann die Zeit zurückdrehen, während seine Enkelin in der Dachwohnung vor den Trümmern ihrer Beziehung steht. Im Stockwerk darunter wird ein Mann von seiner Frau verlassen und besucht nebenan seinen Kumpel, den Lebensmittelhändler. Eine Flugbegleiterin behält ein Fundstück, das sie mit dem jungen Chinesen verbindet. Und dann ist da noch die Ameise, die ganz in der Nähe eine Grille für sich arbeiten lässt…

 

Roland Schimmelpfennig, der meistgespielte Gegenwartsdramatiker Deutschlands, gilt als Experte für dichte, verschachtelte und überraschende Theatertexte.
In "Der goldene Drache" wirft er einen poetischen und sezierenden Blick auf die Schattenseiten unserer Gesellschaft: auf Ausbeutung, Verrohung und Einsamkeit in einer Welt ohne Grenzen, in der Makro- und Mikrokosmos verschmelzen, sich Sehnsüchte gewaltsam Bahn brechen und ferne Verwandte aus Zahnlücken sprechen.


Regie und Bühne Jochen Schölch Kostüme Cornelia Petz Licht Bernd Gatzmaga Dramaturgie Andrea Berger, Anna Gojer

 

Mit Sveta Belesova/Ricarda Seifried, Sebastian Griegel, Daniel Holzberg, Barbara Krzoska, Olga von Luckwald, Maren Pertiet, Klaus Steinbacher, Jakob Tögel


Premiere 14.05.2015

Dernière 14.02.2016


"Ein Mietshaus dient Roland Schimmelpfennig als Schauplatz für ein Szenenmosaik um Parallelwelten und die finsteren Seiten der Globalisierung. In raschem Wechsel rückt Jochen Schölch im Metropoltheater einen Opa, dessen Enkelin samt Freund, das Scheitern einer Ehe und die Dramen in der Küche in den Fokus. (...) Schölchs antillusionistische Inszenierung hat gemäß der Anweisung des Autors die Männerrollen mit Frauen und umgekehrt besetzt. Er kontrastiert die Immigranten-Tragödien mit Komik. Die Akademiestudenten spielen sie lustvoll aus, wenn etwa die Kellnerin hell die Bandwurmnamen der Gerichte säuselt. (...) [Der Text] bietet wunderbares Spielmaterial für die Studenten, und Schölch hat ihn liebevoll und gewitzt inszeniert." (Süddeutsche Zeitung)

"Hier ein Thai-China-Vietnam-Schnellrestaurant, im Haus daneben ein kleiner Lebensmittelladen, darüber Wohnungen mit zwei Paaren in der Krise, ein Stockwerk höher hadert ein alter Mann mit seinem Alter. Immer wieder werden die Shortcuts durchschossen von einer verschärften Version von Äsops 'Die Heuschreck und die Ameise' (...). Doch das erzählerische Zentrum ist der Asia-Imbiss 'Der goldene Drache' (...) und allmählich lüftet das Stück seine mal süßsauren, mal extrascharfen Geheimnisse als grimmiges Migrantendrama. (...) Jochen Schölch hat für seine Inszenierung wieder einmal ein beeindruckendes Ensemble aus Eleven im Metropoltheater zusammengeführt. Abgesehen von einer raumfüllenden und gestuften Podesterie ist die Bühne leer und schwarz. So kühl das Arrangement, so spielerisch, so spannend und so intensiv Anteil fordernd modellieren die acht Spieler die zwanzig Figuren mit jedem der szenischen Splitter immer plastischer in die Fantasie der Zuschauer." (Abendzeitung)

"Jochen Schölch (...) entschied sich für eine szenisch strenge, hier wohl richtige Form. Seine Studenten, ganz auf Sprache und Mitteilung konzentriert, zogen jetzt im Metropol tiefer hinein in traurige Schicksale, in eine von Orientierungslosigkeit, Herzenskälte und Brutalität beherrschte Welt. (...) Hauptsache aber ist, dass Schölchs Crew die vom Autor verdeckt artikulierte Kritik an einer gegen sich selbst und andere unachtsamen, gefühllosen Menschheit hervorspielt; dass wir hier (...) in Gewissen und Gefühl angerührt werden. (...) Alle Schauspieler überzeugen." (Münchner Merkur)

 

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