Die Opferung von Gorge Mastromas

Die Opferung von Gorge Mastromas

von Dennis Kelly

Deutsch von John Birke

 

 

Güte oder Feigheit? Während seiner ganzen Jugend entscheidet sich Gorge Mastromas im Zweifelsfall für das moralisch Richtige – und bewegt sich kontinuierlich im oberen Drittel der unteren Hälfte der Beliebtheitsskala. Mittelmaß eben.


Immer wieder kommt er an den Scheideweg, der entweder zu Erfolg oder Misserfolg, Beliebtheit oder Unbeliebtheit, Glück oder Unglück führt. Das geht schon in der Schule los: Hält er zu seinem besten Freund, auch wenn dadurch der Absturz in die untersten Regionen der sozialen Hackordnung droht? Oder verrät er ihn, um weiterhin zu den Beliebten und Erfolgreichen zu gehören? Gorge bleibt loyal. Ob aus Anstand oder Feigheit – das weiß er selber nicht. Gorge lernt, dass Anstand und Nettigkeit stets Unglück, Misserfolg und Unbeliebtheit nach sich ziehen. Bis ihm jemand die Augen öffnet und er ein neues Leben beginnt: skrupellos, kreativ, wagemutig – und erfolgreich.

Und was ist mit der Opferung, auf die der Stücktitel hinweist? Und wohin führt sie?

 

Kellys Stück beschreibt die Brüchigkeit von Moral, setzt hellste Schlaglichter auf die Verfasstheit unserer Gesellschaft, macht das Privateste politisch.


Regie und Bühne Jochen Schölch Kostüme Sanna Dembowski Licht Hans-Peter Boden

Mit Mario Andersen, Butz Buse, Matthias Grundig, Philipp Moschitz, Judith Toth, Eli Wasserscheid

 

In dieser Produktion spielte auch Michael Tschernow


Vorstellungsdauer 2 Std. 20 Min. (inklusive Pause)


Premiere: 23.10.2014

Dernière: 03.03.2018


"Das Stück richtet zwar den Blick auf alle Abartigkeiten heutiger Gesellschaft und Politik, hat aber nur einen einzigen Gedanken: Wer sich moralisch richtig verhält, bleibt in unserer Welt Mittelmaß. (...) Jochen Schölch inszenierte das Stück (...) nun am Münchener Metropoltheater. Und wieder wurde ein echter Schölch daraus - mit ganz anderen Akzenten als gewohnt. Ist sonst der Spielablauf, der überraschende Einfall quasi aus dem Nichts, [Schölchs] Domäne, so steht diesmal die Sprache als Ausdruck kompliziertester Vorgänge im Mittelpunkt. In seinem Ensemble von sechs Spielern (...) gibt es keine Schwachstelle. Die bis in die kleinste Pause, bis in jeden Atemzug, jede nach Tonhöhe und Lautstärke genau durchdachte Silbe zeugt von einer Textarbeit, die fast der einer musikalischen Partitur gleichkommt. (...) Selten hört man heute auf einer Bühne eine so klare Artikulation." (Münchner Merkur)

"Gorge Mastromas ist der Protagonist in "Die Opferung von Gorge Mastromas" des britischen Autors Dennis Kelly, das Jochen Schölch am Metropoltheater als reduziertes Figurendrama inszeniert hat. (...) In hohem Tempo treibt Regisseur Jochen Schölch seine Schauspieler zwei Stunden lang über ein mit Flokatiteppich bezogenes Bühnenpodest. (...) [Er] bleibt leise, lässt Bilder des Grauens im Kopf entstehen. (...) Am Ende ist [Mastromas] ein verlorener alter Mann, weder vollkommen abstoßend, noch zu bemitleiden. Ein Opfer des Kapitalismus, das in seinem Reichtum ersäuft. (...) Mastromas kann nicht erlöst werden. Der Zuschauer auch nicht. Was bleibt, ist Betroffenheit." (Süddeutsche Zeitung)

"Kelly formt in seinem 2012 bei den Ruhrfestspielen uraufgeführten Stück einen allzu braven Helden, der umso leichter zur Beute des Raubtierkapitalismus wird. (...) Das Metropoltheater beleuchtet mit diesem Mastromas wieder mal die Untiefen heutiger Arbeitsrealitäten. Jochen Schölch erweist sich dabei erneut als Meister darin, die Reduktion der theatralischen Mittel zur Stärke eines hochspannenden Abends zu machen. Klar gesetzte Lichtwechsel erzeugen die Lebensräume des zum Big Boss degenerierten Gutmenschen, die sechs Darsteller konturieren dazu präzise ihre Figuren. (...) Mastromas bläht seine Lebenslüge immer weiter auf, bis er gewaltsam ihr Platzen verhindern muss. (...) wer sich aus dem Mittelmaß in die Top-Liga des Big Business verführen lässt, dem bleibt nur einsame Dunkelheit." (Abendzeitung)

"Autor Dennis Kelly, Jahrgang 1968, stammt nicht gerade aus wohlhabenden Verhältnissen. Ihm ist die Realität der britischen Unterschicht durchaus geläufig. Er kennt die Sehnsüchte des kleinen Mannes, die unerfüllbaren Träume ihrer Frauen. So ist sein Stück eine unmissverständliche Frage zu der Moral unserer Zeit. (...) Jochen Schölch ist es erneut gelungen, mit einer minimalistischen Inszenierung Probleme unsrer heutigen, im Strudel der Finanzmärkte taumelnden Welt deutlich zu machen und mit seiner eindeutigen inszenatorischen Haltung Zeichen zu setzen, ohne ideologisch zu werden und die Kunst des Theaters zu verraten. Und wieder konnten die Zuschauer eine sehr geschlossene Ensembleleistung erleben, in der jeder Einzelne absolut überzeugte. Chapeau!" (theaterkritiken.com)


Produktion und Veranstalter: GbR Jabinger u.a. "Die Opferung von Gorge Mastromas"

Steuernummer Finanzamt München 143/534/00631

Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag

 

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